Webportal: leserlich – Schritte zu einem inklusiven Kommunikationsdesign
Autor_innen: Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV)
Über das Projekt & die Website
Das Projekt »Inklusives Design« wurde vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) gestartet. Unter der Federführung von Professor Florian Adler haben Kommunikationsdesignerinnen und -designer, Gremienvertreterinnen und -vertreter des DBSV sowie Menschen mit unterschiedlichen Sehbehinderungen zusammengearbeitet. Am Anfang stand eine umfangreiche Literaturrecherche. Die darauf basierenden Empfehlungen sind in einem dreistufigen Verfahren überprüft worden – zunächst von den Augenpatientinnen, dann von einem erweiterten Kreis an Testpersonen, die sich auf einen Aufruf im Verbandsmagazin des DBSV hin gemeldet haben, und schließlich bei einer zweifachen Probe aufs Exempel: Das Magazin »Sichtweisen« (vormals »Gegenwart«) und die DBSV-Webseite sind die Anwendungsbeispiele für das Projekt geworden.
Kommunikation ist ein Lebensmittel. Sich visuell zu orientieren, Zeichen erkennen und lesen zu können, ist mehr denn je Voraussetzung dafür, sich in der Welt zurechtzufinden und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Kommunikationsdesign hilft dabei, den Zugang zu Menschen, Wissen und Welt zu öffnen.
Freie Zugänglichkeit zu Information und Kommunikation ist daher auch eine zentrale Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention, die 2009 in Kraft getreten ist. In Deutschland leben rund eine Millionen sehbehinderte Menschen, die selbst mit Sehhilfen über weniger als 30 % ihrer Sehkraft verfügen.1 Angesichts des demografischen Wandels wird diese Zahl in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Aber auch »Normalsichtige« profitieren bei ungünstigen Sichtverhältnissen, geringer Beleuchtung, Stress oder Leseschwächen von gut lesbarer Gestaltung. Durch inklusives Kommunikationsdesign werden Informationen für möglichst viele Menschen – unabhängig von ihrer Sehfähigkeit – lesbar und verständlich gestaltet. Es ist gleichermaßen zugänglich und attraktiv.
Methodik der Plattform
Die Grundlage dieser Plattform bildete die Recherche relevanter Quellen zu Leserlichkeit und Lesbarkeit. Als Kriterien zählten die Eindeutigkeit von Empfehlungen, die Angabe von Nenngrößen und Maßen, Aussagen zur Barrierefreiheit und die Reliabilität der Quellen, womit die Verlässlichkeit und wissenschaftliche Fundierung gemeint ist. 16 Einflussgrößen wurden nach zeichenbezogenen, textbezogenen, kontrast- und farbbezogenen, bildbezogenen und materialbezogenen Faktoren sortiert, analysiert und in mehreren Stufen evaluiert.
Die DIN 1450 erwies sich dabei in den meisten Fällen als die umfassendste Quelle, die über die hier zitierten Angaben hinaus noch weitere Kriterien der Leserlichkeit definiert und daher zur vertiefenden Lektüre empfohlen wird. Neben den Primärquellen liefert auch die typografische Fachliteratur zahlreiche Hinweise. In der Lesbarkeitsforschung klaffen jedoch nach wie vor große Lücken, da entweder Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ohne typografische Kenntnisse forschen oder Gestaltende ihre Erkenntnisse nicht nach wissenschaftlichen Kriterien erlangen.1 So fußen auch die hier gesammelten Empfehlungen auf einem aktuellen Wissensstand, der weiterhin erforscht und bearbeitet werden muss.
Anhand von Test-Layouts wurden die Ergebnisse der Quellenrecherche in mehrstufigen Workshops und Befragungen durch insgesamt 34 sehbehinderte Menschen und Augenpatienten evaluiert. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Symptome der Augenerkrankungen, der komplexen Fragestellung und der geringen Teilnehmerzahl können die dabei ermittelten Bewertungen zwar keinen Anspruch auf wissenschaftliche Validität erheben, jedoch fanden die final definierten Gestaltungsparameter trotz der heterogenen Anforderungen der Betroffenen eine sehr hohe Zustimmungsrate und können als ein derzeit vertretbarer Standard gelten.