TolSax Update | Dezember 2024
Im Editorial des Dezember-Newsletters berichtet Carolin Juler vom Resonanzraum Erzgebirge e.V. von der Arbeit des Projektes ERZählungen – gestern, heute, morgen“. Der Verein fördert seit 2022 demokratische, kulturelle und politische Teilhabe, doch fehlende Fördermittel und steigende Belastungen bedrohen ab 2025 die Fortsetzung der Arbeit. Um ehrenamtliches Engagement zu sichern, brauche es verbesserte Rahmenbedingungen und Unterstützung, um soziale und demokratische Strukturen langfristig zu stärken. Wie immer findet Ihr im Newsletter Termine, Fördertipps und weitere Anregungen für Euer Engagement in Sachsen!
Editorial von Carolin Juler | Resonanzraum Erzgebirge e.V.
Liebe Mitglieder, liebe Engagierte,
seit 2022 arbeiten die Mitglieder des Resonanzraum Erzgebirge e.V. mit viel Engagement daran, progressive, solidarische und innovative Formate für demokratische, kulturelle, künstlerische und politische Teilhabe im Erzgebirgskreis zu schaffen. Der Verein wird vor allem durch ehrenamtliches Engagement getragen, und seit 2023 setzen wir mit dem hauptamtlich geführten Projekt „ERZählungen – gestern, heute, morgen“ ein Vorhaben um, das sich der Aufarbeitung von Verschwörungserzählungen widmet. Dieses Projekt läuft noch bis Ende 2024.
Im Rahmen von fünf themenspezifischen Teilprojekten – zu Antifeminismus, Rechtsextremismus, Tradition, Heimat und Antisemitismus – haben wir an Orten wie Annaberg-Buchholz, Thalheim oder Aue-Bad Schlema zahlreiche Formate umgesetzt. Unsere Arbeit hat uns wichtige Einblicke in die Bedürfnisse und Herausforderungen ländlicher Regionen, insbesondere des Erzgebirgskreises, gegeben und uns gezeigt, wie notwendig passgenaue demokratische Bildungs- und Kulturinitiativen sind.
Unser Projektraum in Thalheim hat sich in den vergangenen Jahren langsam etabliert. Es ist ein Ort geworden, an dem Menschen zusammenkommen, das Gespräch suchen und auch schwierige Themen ansprechen – oft sogar dann, wenn sie zunächst skeptisch sind. Diese Gespräche sind wichtig, um Brücken zu bauen, um Verständnis zu fördern und um Vorurteilen entgegenzuwirken. Wir müssen ihm zum 31.12.2024 schließen.
Doch es braucht solche Räume und vor allem eine Verstetigung dieser. Orte, an denen Menschen nicht nur willkommen sind, sondern sich gehört und ernst genommen fühlen. Orte, an denen Menschen miteinander reden, die sonst aneinander vorbeilaufen würden, und die gleichzeitig Perspektiven aufzeigen, wie ein Miteinander gelingen kann.
Aktuell stehen wir jedoch vor großen Herausforderungen und Unsicherheit. Unser neu beantragtes Projekt beim Bund erhielt keine Förderzusage. Ohne Förderzusage für unser geplantes Projekt ab 2025 ist es schwer, die Arbeit in der gewohnten Intensität fortzusetzen.
Doch wer trägt diese Verantwortung? Oft sind es diejenigen, die ohnehin bereits mit Mehrfachbelastungen kämpfen. Ehrenamtliches Engagement bedeutet nicht nur, Veranstaltungen zu planen und durchzuführen. Es umfasst auch zeitaufwendige Aufgaben wie Abrechnungen, Buchhaltung, Behördengänge, Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr. Wenn ein Verein wie unserer aus nur wenigen aktiven Mitgliedern besteht, leidet die Arbeit nicht an mangelndem Willen, sondern an fehlenden Kapazitäten. Diese Herausforderungen treffen uns in einer Zeit, in der die Lebenshaltungskosten stetig steigen – von Mieten und Lebensmitteln über Kinderbetreuung und Sprit bis hin zu Kunst, Kultur und Urlaub. Gleichzeitig ist Sachsen noch immer stark vom Niedriglohnsektor geprägt, was viele Menschen dazu zwingt, ihren Fokus auf den Erwerb von finanziellen Mitteln zu legen. In diesem Kontext bleibt kaum Zeit oder Energie für freiwilliges Engagement. Wenn existenzielle Sorgen den Alltag bestimmen, tritt der Einsatz für das Gemeinwohl zwangsläufig in den Hintergrund. Für viele Menschen ist die ehrenamtliche Mitarbeit schlichtweg keine Option mehr, obwohl gerade sie eine entscheidende Rolle für den sozialen Zusammenhalt und die Stärkung demokratischer Werte spielen würde.
Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. Die aktuelle Situation zeit ein mal mehr, wie wichtig es ist, die Bedingungen für ehrenamtliches Engagement zu verbessern und dieses mit gezielten Maßnahmen zu fördern. Freiwilliges Engagement darf kein Luxusgut werden, sondern muss für alle Menschen zugänglich und machbar bleiben – unabhängig von ihrer finanziellen oder beruflichen Situation. Politik und Gesellschaft sind hier in der Verantwortung, strukturelle Hürden abzubauen und echte Anreize zu schaffen. Nur so kann sich die demokratische Kraft entfalten, die unser Land und insbesondere ländliche Regionen wie den Erzgebirgskreis so dringend brauchen.
Ein herzliches Glück auf aus Thalheim!
Carolin Juler | Resonanzraum Erzgebirge e.V. | Projektleitung ERZählungen – gestern, heute, morgen | carolin@resonanzraum-erzgebirge.de
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Auf unserer Website unter Koordination erfahrt Ihr, welche Mitarbeiter_in aus der TolSax-Koordination für welche Eurer Fragen die richtige Ansprechperson ist.
Anmerkung: Die Einleitung spiegelt nicht die Meinung des Netzwerkes oder des Sprecher_innenrates wieder, sondern einzig der Verfasser_innen.