Studie: „So geht Sächsisch“ – Aber wohin geht Sachsen?
Autor_innen: Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Sachsen
Wie sind die Sächs_innen politisch eingestellt? Wie blicken sie auf ihr Bundesland und wie stehen sie zu den politischen Herausforderungen? Welche Sorgen und politischen Themen treiben sie um? – Kurz: Was will Sachsen? Um hierauf Antworten zu finden, hat das Landesbüro Sachsen der FES die unabhängige Meinungsforschungsagentur pollytix strategic research gmbh mit der Durchführung der vorliegenden Studie beauftragt. Die hiermit nun vorliegenden Ergebnisse verdeutlichen, dass die politische Bildung und die politischen Akteur_innen in Sachsen vor großen Herausforderungen stehen.
„So geht Sächsisch“ – Aber wohin geht Sachsen? Einstellungen zu Politik und Politikideen in Sachsen / Jana Faus, Lukas Bernhard. – Leipzig : Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Sachsen, 2023. – 40 Seiten = 1,3 MB PDF-File. -Electronic ed.: Leipzig : FES, 2023
ISBN 978-3-98628-417-6
Publikation herunterladen (1,3 MB PDF-File)
Mehr Informationen
Zusammenfassung von pollytix strategic research
Pandemie, Energiepreiskrise, sozialökonomische Transformation, Digitalisierung, Ukraine-Krieg und der wieder aufflammende Nahostkonflikt – Herausforderung und Chance zugleich. All das beeinflusst auch das gesellschaftliche Klima in Sachsen. Gemeinsam mit dem Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Sachsen haben wir die politischen Einstellungen in Sachsen erforscht. Wie blicken Menschen in Sachsen auf ihr Bundesland und welche Sorgen und politischen Themen treiben sie um? Die vollständige Studie finden Sie hier.
Überrepräsentation der national Orientierten in Sachsen
Im bundesweiten Vergleich ist das Segment der national Orientierten in Sachsen überrepräsentiert. Bundesweit kann rund ein Viertel der Wahlberechtigten dem Segment zugeordnet werden – in Sachsen sind es hingegen etwa 40 Prozent. Weltoffen Orientierte bilden das jüngste Segment mit dem höchsten Haushaltseinkommen und der formal höchsten Bildung. Die bewegliche Mitte findet sich häufig zwischen den national Orientierten und den weltoffen Orientierten wieder.
Sächs*innen sind stolz auf ihr Bundesland
Aus dem Selbstbild vieler Sächs*innen spricht Stolz auf das eigene Bundesland – dies konnte sowohl qualitativ als auch quantitativ bestätigt werden. Die Mehrheit der Befragten gibt an, stolz auf das zu sein, was Sachsen seit der Wende erreicht hat. Vor dem Hintergrund der Vielzahl an Krisen kann die derzeitige Stimmung in Sachsen, entgegen dem bundesweiten Trend, als ausgewogen bezeichnet werden. Eine knappe Mehrheit von 46 Prozent der Befragten hat den Eindruck, dass Sachsen sich in die richtige Richtung entwickelt. 41 Prozent vertreten die entgegengesetzte Position und finden, dass die derzeitigen Entwicklungen in eine falsche Richtung gehen.
Ein Blick auf die Begründung für die Entwicklung Sachsens lohnt sich gerade bei denen, die diese als negativ einstufen. Vor allem die weltoffen Orientierten führen die negative Entwicklung auf einen Rechtsruck in Sachsen zurück, wohingegen die national Orientierten Migration mit Abstand als wichtigste Ursache für eine negative Entwicklung des Bundeslandes sehen.
Welche Themen sind in Sachsen am wichtigsten?
Migration und Inflation werden landespolitisch als sehr wichtige Themen wahrgenommen. Klimawandel wird hingegen nicht als ein drängendes Problem angesehen. Lediglich bei den weltoffen Orientierten taucht Klimawandel bei den größten landespolitischen Problemen auf – wenn auch nur auf dem dritten Platz. Der Themenkomplex Migration ist für national Orientierte das mit Abstand wichtigste Thema.
Zufriedenheit mit der Arbeit der Landesregierung
Zufriedenheit herrscht vorrangig im Bereich Wirtschaft. Eine deutliche Unzufriedenheit kann hingegen bei den Themengebieten Arbeitsbedingungen und bezahlbarem Wohnraum festgestellt werden. Hier sind 55 bzw. 57 Prozent eher bzw. sehr unzufrieden mit der Arbeit der sächsischen Landesregierung.
Die höchste Unzufriedenheit kann beim Thema Bildung beobachtet werden – 74 Prozent sehen hier Verbesserungsbedarf in der Arbeit der Landesregierung. Sächs*innen sind stolz darauf, dass das Bildungsniveau im Bundesland hoch ist. Doch der anhaltende Lehrermangel lässt die Sorge entstehen, dass das Bildungsniveau gefährdet ist.
Strukturwandel und Transformation
Bereits in den Fokusgruppen fiel der Mangel an konkretem Wissen und an Begriffen wie Strukturwandel oder Transformation auf. Hier besteht die Aufgabe der Politik darin, diese besser zu kommunizieren.
Eine Aufschlüsselung nach Segmenten ergibt, dass vor allem die weltoffen Orientierten in der Transformation eher eine Chance sehen, wohingegen die national Orientierten deutlich skeptischer eingestellt sind und eine Mehrheit von 52 Prozent eher die Risiken hierin wahrnimmt.
Die bewegliche Mitte bestimmt, wohin die Reise in Sachsen geht
Die unterschiedlichen Haltungen der weltoffen sowie der national Orientierten zu einer Vielzahl an Themen machen deutlich: Es gibt kaum Brückenthemen – Themen, bei denen sich beide Seiten einig sind und die den Dialog beleben könnten. Die bewegliche Mitte steht in der Regel zwischen den anderen beiden Segmenten. Vor dem Hintergrund der Spaltungslinie zwischen weltoffen und national Orientierten kommt ihr eine vermittelnde Rolle zu.
Wie die Mehrheit der Gesellschaft ist auch die bewegliche Mitte erschöpft von der Polykrise. Sie reagiert darauf, stärker als die anderen beiden Gruppen, mit einem Rückzug ins Private. Sie meidet politische Gespräche immer öfter, um möglichem Streit und Konflikt aus dem Weg zu gehen. Diese Passivität gefährdet ihre Rolle als Brückenbauerin. Doch gerade in der aktuellen Situation braucht es die bewegliche Mitte und ihre Fähigkeit zum Ausgleich.
Methodische Anmerkungen:
Um ein tiefergehendes Verständnis von Meinungen und Argumenten zu erlangen, haben wir im März 2023 drei Fokusgruppen durchgeführt. Die Teilnehmenden waren drei Bevölkerungssegmenten zugeteilt – den national Orientierten, den weltoffen Orientierten und der beweglichen Mitte. Durch die Diskussionen konnte ein Einblick in die Stimmung und das Lebensgefühl in Sachsen und die Erwartungen der Bürger*innen an die Landespolitik, insbesondere mit Blick auf den Fachkräftemangel und den Strukturwandel, gewonnen werden. Darauf aufbauend erfolgte eine repräsentative, quantitative Bevölkerungsbefragung mit 1553 Befragten. Die Grundgesamtheit war die wahlberechtigte Bevölkerung in Sachsen ab 18 Jahren.