Stellungnahme: Veröffentlichung der Statistik rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt im Jahr 2022 durch den VBRG e.V.
Autor_innen: OFEK e.V. – Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung (via Facebook)
Stellungnahme: Veröffentlichung der Statistik rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt im Jahr 2022 durch den VBRG e.V.
Am heutigen Dienstag veröffentlichte der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG) e.V. seine Statistik für das vergangene Jahr. In zehn Bundesländern, in denen VBRG e.V.-Mitglieder aktiv sind, dokumentierten die Beratungsstellen 2.093 Angriffe, Brandstiftungen, Bedrohungen und sonstige Gewalttaten – das ist ein Schnitt von fast sechs Gewalttaten pro Tag.
Rechte und diskriminierend motivierte Gewalt ist tödlich, was sich auch 2022 zeigte, als Malte C. nach einem queerfeindlichen Angriff auf dem CSD in Münster totgeschlagen wurde. Auch 2023 hat rechte Gewalt mit Yazy Almiah bereits ein Todesopfer gefordert. Damit gab es seit Beginn des zivilgesellschaftlichen Monitorings kein Jahr, in dem keine Person der rechten, rassistischen oder antisemitischen Gewalt erlegen ist. Erst am gestrigen Jahrestag hatten wir auf die traurige Kontinuität des rechten Antisemitismus und Rassismus hingewiesen. Es liegt an der gesamten Gesellschaft, sich diese Kontinuität zu vergegenwärtigen und Verdrängungen und Externalisierungen aufzubrechen.
Besorgniserregend ist der Anstieg, den die VBRG e.V.-Beratungsstellen 2022 bei antisemitisch motivierten Angriffen verzeichnen – auch bei einer verbesserten Datenlage spricht der Sprung von 54 (2021) auf 204 eine deutliche Sprache. Die hohen Fallzahlen physischer antisemitischer Bedrohung sind nicht zuletzt Folge der weitgehenden Normalisierung verbaler und digitaler Gewalt, die in den vergangenen Jahren während der Pandemiezeit, aber auch in den Debatten um den Nahostkonflikt eine Intensivierung fand.
Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, müssen die sich in den letzten Jahren verstärkende Forschung, die zivilgesellschaftliche Sensibilisierung und die community-basierte Unterstützung weiterentwickelt und ausgebaut werden. Die Deutungsmacht über antisemitische Gewalt soll jedoch stärker bei jüdischen Organisationen und Jüdinnen_Juden liegen, was lange Zeit nicht in diesem Ausmaß möglich war – und auch heute von vielen bekämpft wird.
Link zur Auswertung des VBRG e.V.: https://verband-brg.de/rechte-rassistische-und-antisemitis…/