Sachsen-Monitor 2017: Weiterhin alarmierende Werte an gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit im Freistaat
Pressemitteilung. Die Sächsische Staatsregierung stellte am 28. November 2018 in Dresden zum zweiten Mal nach 2016 den Sachsen-Monitor vor. Für diese landesweite Umfrage wurden zwischen dem 27. Juli und dem 24. August 2017 insgesamt 1.006 sächsische Bürger_innen befragt. Der Sachsen-Monitor 2017 liefert Bevölkerungseinstellungen zu gesellschaftspolitischen Themen und bestätigt dabei Trends aus dem Vorjahr.
Die aufsehenerregenden Zustimmungswerte zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in Sachsen wurden gegenüber dem Vorjahr weitestgehend bestätigt. So zeigen 40 Prozent der Befragten hohe und mittlere gruppenbezogen menschenfeindliche Einstellungen (vgl. Sachsenmonitor 2017, S. 35). Dazu heißt es aus der Stellungnahme des Beirats: „Die Zustimmung zu extrem rechtem, gruppenbezogen menschenfeindlichem und rassistischem Gedankengut ist trotz eines leichten Rückgangs gegenüber 2016 weiterhin sehr hoch. Die Daten bestätigen: Sachsen hat ein Problem mit rechtsextremem Denken.“ (vgl. Stellungnahme des Beirats 2017,S.1). Nationalistische Einstellungen sind ebenfalls stark angestiegen. Der Aussage „Was unser Land heute braucht, ist ein hartes und energisches Durchsetzen deutscher Interessen gegenüber dem Ausland“, stimmen mit 62 Prozent der Befragten neun Prozent mehr zu, als noch im Vorjahr (vgl. Sachsenmonitor 2017, S.32).
Besonders besorgniserregend ist aus unserer Sicht die signifikante Zunahme homophober Einstellungen in der sächsischen Bevölkerung. Der Aussage „Eine sexuelle Beziehung zwischen Personen desselben Geschlechts ist unnatürlich“ stimmten 36 Prozent zu. 2016 waren es 32 Prozent (ebd.). In der Alterskohorte der 18 bis 29jährigen halten immerhin noch 16 Prozent gleichgeschlechtliche Beziehungen für „abnormal“. Bei den 60 bis 69jährigen sind es hingegen 51 Prozent (vgl. Tabellenband zum Sachsenmonitor 2017, S. 323). Gleichzeitig haben die ohnehin stark ausgeprägten autoritären Denkmuster in Sachsen weiter zugenommen. Der sehr harten Aussage „Was Deutschland jetzt braucht ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert“, stimmen 41 Prozent eher oder voll zu(vgl. Sachsenmonitor 2017, S. 35f.)!
Zwar zeigen die Ergebnisse auch eine deutliche Steigerung an Demokratiezufriedenheit und Vertrauen gegenüber demokratischen Institutionen. Dennoch sind rassistische, rechtsextreme, homophobe und autoritäre Denkmuster in der sächsischen Bevölkerung weiterhin verbreitet.
Als sächsischer Dachverband der Interessenvertretungen von Lesben, Schwulen,
Bisexuellen, Transsexuellen, trans- und intergeschlechtlichen und queeren Menschen sehen wir insbesondere den erneuten Anstieg an homophoben Einstellungen als Alarmsignal. Aufklärung und Sensibilisierung müssen nun endlich von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft in Sachsen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Diese Ergebnisse nehmen wir als Dachverband ebenso wie unsere Mitglieder als Ansporn, uns weiter entschlossen für ein vielfältiges, demokratisches und mitmenschliches Sachsen einzusetzen.
Wir sehen aber auch die sächsische Staatsregierung in der Pflicht. Sie darf in ihrenbisherigen Anstrengungen keineswegs nachlassen. Insbesondere zivilgesellschaftlicheInstitutionen der politischen und Demokratiebildung müssen weiterhin arbeitsfähig bleiben. Gerade jetzt gilt es auch die Maßnahmen des sächsischen „Landesaktionsplans zur Akzeptanz der Vielfalt von Lebensentwürfen“ zügigumzusetzen. Dazu bietet die LAG Queeres Netzwerk Sachsen ihre tatkräftige
Unterstützung an.
HINTERGRUND
Für den „Sachsen-Monitor 2017“ wurden vom 27. Juli bis 24. August 2017 insgesamt 1.006 sächsische Bürger_innen im Auftrag der Staatskanzlei befragt. Die Befragung führte das Institut dimap durch. Details lassen sich unter: www.staatsregierung.sachsen.de/sachsen-monitor-2017-4556.html nachlesen – hier können auch der Ergebnisbericht, die Stellungnahme des Beirats sowie die Auswertungstabellen heruntergeladen werden.
PRESSEKONTAKT
Martin Wunderlich
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