RAA Sachsen veröffentlicht Jahresbericht für 2023
Autor_innen: RAA Sachsen e.V.
Auch in diesem Jahr hat sich die RAA Sachsen e.V. für Demokratieförderung innerhalb unserer Gesellschaft sowie auf unterschiedlichen politischen Ebenen eingesetzt. Wir konnten unsere Arbeitsbereiche, Ansätze und Methoden erfolgreich erweitern und gewachsene Strukturen verstetigen. Mehr dazu im Jahresbericht 2023!
Unser Trägerverein verfügt mittlerweile über 41 hauptamtliche Mitarbeitende, die sich im Rahmen von elf verschiedenen Projekten für eine tolerante und demokratische Gesellschaft engagieren. Wir stehen als verlässlicher Ansprechpartner für verschiedenste Zielgruppen in Sachsen zur Verfügung, sei es für Kinder und Jugendliche, für Fachkräfte der sozialen Arbeit, für zugewanderte Menschen, für Betroffene rechter Gewalt, oder aber auch für politisch engagierte und interessierte Menschen, die sich in unsere Arbeit einbringen möchten. Im Rahmen dessen stehen wir in engem Kontakt mit Schulen, zivilgesellschaftlichen Initiativen, Vereinen und Netzwerken oder Beratungsstellen sowie mit politischen Akteur*innen oder staatlichen Stellen und öffentlichen Einrichtungen. Wir versuchen im Interesse der Zielgruppen unserer Projekte, für deren Sichtweisen und Bedürfnisse zu sensibilisieren und auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen einzuwirken und demokratisch mitzugestalten.
Unser Fokus lag im Jahr 2023 auf dem Regionalen Potenzialraum. Ziel war es die Handlungskompetenzen der Menschen vor Ort zu stärken und damit positive Veränderungen im sonst so negativ konnotierten „ländlichen Raum“ zu erwirken. Dafür haben wir die Bildungs- und Beratungsarbeit vor Ort ausgebaut. Um zeitnah auf gesellschaftliche Debatten und lokale Themen sowie Entwicklungen zu reagieren, haben wir uns bemüht fachliche Ressourcen bestmöglich zu bündeln, lokale Themen hervorzuheben und auf Veranstaltungen präsent zu sein. Unsere demokratische Arbeit im Regionalen Potenzialraum spiegelt sich maßgeblich in dem 2023 gestarteten Projekt Transformationsbrücken Lausitz (TRAFO) wider. Dafür wurden bereits gewachsene Strukturen wie Gemeinwesen- und Bildungsarbeit in das Projekt eingebunden und durch den Wegweiser Arbeitsmarkt ergänzt. Die Bernsdorfer Bürger*innen sollen mit Unterstützung des Projekts auf die sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen durch Strukturwandel und Kohleausstieg vorbereitet und auf dem Weg begleitet werden. Ziel ist es langfristig weitere Kommunen in den Prozess einzubinden und die Lausitz nachhaltig strukturell zu stärken. Dafür haben wir im Jahr 2023 bereits den Grundstein gelegt.
Das Mehrgenerationenhaus Bernsdorf ist mittlerweile Lotseneinrichtung für Bildung und nachhaltige Entwicklung und setzt sich aktiv mit den Nachhaltigkeitszielen und deren Umsetzung in der täglichen Arbeit des Hauses und dessen angegliederten Projekte auseinander.
Im April 2023 veranstalteten wir im Rahmen unseres Projekts „SUPPORT für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt“ eine Fachtagung in Dresden zum Thema „Mittelstädte in Sachsen: Rechte Raumnahme und ihre Folgen“. Die Tagung wurde in Kooperation mit dem Dachverband Sächsischer Migrant*innenorganisationen, dem Netzwerk Tolerantes Sachsen, dem Else Fraenkel Brunswick Institut sowie dem Kulturbüro Sachsen durchgeführt. Gemeinsam mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis rückten wir die Bedrohung durch rechte Strukturen in ländlich, klein- und mittelstädtisch geprägten Regionen in den Fokus und betonten die Rolle von Zentren rechter Raumnahme. Mit der Tagung ist es gelungen die Folgen Rechter Raumnahme für Betroffene, für das Gemeinwesen sowie die demokratische Gesellschaft sichtbar zu machen und Antworten zu diskutieren, wie lokale neonazistische Hegemonien aufgebrochen werden können. Die Veranstaltung diente neben dem Bildungsaspekt vor allem der Vernetzung und dem Austausch mit Organisationen, Initiativen, Netzwerken und politischen Akteur*innen aus verschiedenen Regionen Sachsens, die sich mit uns für Demokratie und gegen Rechtsextremismus einsetzen.
Als neues Projekt in unserem Trägerverein durften wir das Netzwerk tvBUNT aus dem Landkreis Bautzen begrüßen. Die RAA Sachsen übernahm zu Beginn des Jahres 2023 die hauptamtliche Koordination des, seit fast 20 Jahren bestehenden, Netzwerks. Wir freuen uns sehr, dass der tvBUNT nun auch über hauptamtliche Mitarbeiter*innen verfügt und wir gemeinsam mit ihnen und der Sprecher*innengruppe Projekte und Kooperationen unterstützen können. Im Rahmen dessen hat das Netzwerk tvBUNT für den Landkreis Bautzen ein „Gruselkabinett“ entwickelt. Das beinhaltet eine mobile Ausstellung, die unter anderem beim Fachtag Extremismus im Landkreis Bautzen präsentiert wurde und im kommenden Jahr sachsenweit auf Tour gehen soll. Darin wird rechte Gewalt im Landkreis sowie in Sachsens dokumentiert und mit zahlreichen Stilmitteln wie Tonaufnahmen, Bildern und Texten kombiniert. Die Besucher*innen erhalten nicht nur einen nachhaltigen Einblick zu den Ausmaßen rechter Strukturen, sondern auch Infomaterial zum Umgang mit Rechtsextremismus. Die Ausstellung leistet damit einen wichtigen Beitrag zur erlebbaren Demokratiebildung.
Als weiteres Highlight möchten wir die Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie zum NSU-Dokumentationszentrum im Mai 2023 hervorheben. Präsentiert wurde die Studie im Rahmen der Landespressekonferenz Sachsen, unter Beteiligung der Staatsministerin des Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) Katja Meier, sowie Ülkü Süngün, Künstlerin und künstlerische Migrationsforscherin, die den Prozess der Studienerstellung begleitet hat. Die nun vorliegende Studie skizziert auf knapp 200 Seiten, wie ein Dokumentationszentrum aussehen kann. Das Dokumentationszentrum will Beteiligungsräume schaffen und Menschen verbinden, marginalisierte Perspektiven sichtbar machen und zeigen, durch Aufklärung und Erinnern Inhalte vermitteln sowie neues Wissen schaffen und bestehendes Wissen bewahren. Die Machbarkeitsstudie stellt damit eine wichtige Basis für die Konzeption eines NSU-Dokumentationszentrums dar.
Wir befassten uns im vergangenen Jahr auch mit Fragen der eigenen Organisationsentwicklung. Wir haben unter Anderem unseren Trägerverein umbenannt und heißen nun: „Regionale Arbeitsstellen und Angebote für Bildung, Beratung und Demokratie e.V.“, die Abkürzung RAA Sachsen ist damit erhalten geblieben. Die neue Bezeichnung umfasst all unsere Arbeitsbereiche und zeugt von der Weiterentwicklung sowie Schärfung unseres Profils als gemeinnütziger Verein. Um unsere Arbeit nachhaltig und effizient zu gestalten, haben wir unsere Buchhaltung und Personalführung umfassend digitalisiert und planen unsere Geschäftsführung strategisch umzugestalten.
Robert Kusche hat sich aus der Geschäftsführung zurückgezogen, bleibt uns aber ehrenamtlich als Vorstandsmitglied erhalten. Wir danken ihm für sein Engagement als langjähriger Geschäftsführer bei der RAA Sachsen und sind froh, dass er unsere Arbeit auch in Zukunft begleiten wird.
Des Weiteren haben wir unsere Akquisestrategien im Bereich der Eigenmitteleinwerbung ausgebaut. Insbesondere bedeutet dies, aktiver und gestalterischer Partner einer sich erweiternden Stiftungslandschaft zu werden und deren Engagement für eine lebendige Zivilgesellschaft durch unsere Arbeit zu unterstützen. Veränderungen bedürfen immer auch eines gewissen Maßes an Mut. Mut, der eigenen Arbeit gegen Widerstände und Herausforderungen nachzugehen. Und dies, weil sie aus unserer Perspektive und der Perspektive der uns anvertrauten Aufgaben und Ziele, für eine lebendige und gelebte Demokratie unabdingbar und elementar sind. Wir werden den eingeschlagenen Weg weiterhin mutig verfolgen. Mutig für Sie, für alle Menschen in unseren Arbeitsfeldern, mutig für eine tolerante, widerstandsfähige, lebendige und verantwortungsvoll handelnde Gesellschaft.
Für uns als Träger und Arbeitgeber bedeutet dies, Verantwortung zu übernehmen, nicht nur für die uns gegebenen Aufgaben, sondern auch für unsere Projekte, Kolleg*innen, Freiwillige sowie Unterstützer*innen.
Im Rahmen dieses Jahresberichts wollen wir unserer Verantwortung nachkommen, unsere Tätigkeiten sowie Entwicklungen im Jahr 2023 transparent machen und Sie einladen mit uns gemeinsam auf Herausforderungen und Highlights zurückzublicken.
Maren Düsberg, Andrea Hübler und Silvio Thieme