PM Bündnis ‚Feminist Asylum‘ fordert Anerkennung besonderer Fluchtgründe von Frauen und LGBTIQA+ Personen
Autor_innen: Bündnis ‚Feminist Asylum‘ via Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
Pressemitteilung vom 08. März 2022
Bündnis ‚Feminist Asylum‘ fordert anlässlich des 8. März die Anerkennung besonderer Fluchtgründe von Frauen und LGBTIQA+ Personen
Feministischer Kampftag als Mahnung: Frauen und LGBTIQA+ Personen auf der Flucht konsequent schützen!
Von den Herkunftsländern, über die Fluchtwege bis zur Ankunft in den Aufnahmestaaten sind Frauen, Mädchen und LGBTIQA+ Personen* besonders gefährdet. Das Bündnis ‚Feminist Asylum‘ hat deshalb eine europaweite Petition gestartet. Das Ziel: die Istanbul-Konvention konsequent umsetzen und Frauen, Mädchen und LGBTQA+ Personen auf der Flucht konsequent schützen!
„Das deutsche Asylsystem ist so aufgebaut, dass Frauen und LGBTIQA+ Personen ununterbrochen unter immensen Druck stehen und sich oft ohne Sicherheitsgefühl durchkämpfen müssen. Für einige von uns kann dieser Zustand mehrere Jahre andauern“, erklärt Aigün Hirsch vom niedersächsischen Flüchtlingsrat, die aus der Referent*innenperspektive wie durch ihre persönliche Fluchterfahrung Expertise gesammelt hat.
Angstfrei, selbstbestimmt, informiert, respektiert, gehört, gesehen
„Der Kampf endet nicht mit einem sicheren Aufenthaltstitel. Vielmehr können wir uns ab diesem Zeitpunkt dem manchmal weniger überlebenswichtigen, dennoch lebenswichtigen Kampf gegen erlebte sexistische Diskriminierung und Gewalt nicht mehr entziehen. Aus meiner Beratungsarbeit mit Schutzsuchenden versuche ich hier die Stimmen der Frauen und LGBTIQA+ Angehörigen einzubringen. Sie wollen angstfrei, selbstbestimmt, informiert, geschützt vor rassistischer und geschlechtsspezifischer Gewalt sein; respektiert, gehört und gesehen werden, auf allen Etappen des Asylverfahrens und danach, sowie in ihrem alltäglichen Leben“, so Aigün Hirsch.
Eine auf die Bedarfe und mögliche Einschränkungen der Schutzsuchenden abgestimmte Anhörung zu den Fluchtgründen sei eine notwendige Grundlage, um ein faires Asylverfahren zu schaffen. „Von Anfang an muss allen schutzsuchenden Frauen und LGBTIQA+ Personen menschenwürdiger Wohnraum, Privatsphäre, Zugang zu gesundheitlicher Versorgung sowie Zugang zu Bildungs- & Sprachlernmöglichkeiten, und nicht zuletzt zum Arbeitsmarkt gewährt werden. Und das unabhängig von ihrer Herkunft!“, so Aigün Hirsch.
___________________________________
Starke Defizite in Sachsen
Auch in Sachsen wird das Gewaltkontinuum für Frauen und LGBTIQA+ Personen auf der Flucht oftmals nicht gebrochen. So wurde erst im November eine Frau abgeschoben, die aus Tschetschenien vor Gewalt des Ehemannes floh. Nach der Abschiebung droht ihr erneut Gewalt durch den Ehemann. Ebenso berichten Geflüchtete von queerfeindlichen Übergriffen in Erstaufnahmeeinrichtungen, wie zum Beispiel in Mockau im Oktober vorigen Jahres. Eine weitere große Baustelle in Sachsen ist das sogenannte Clearing-Verfahren. Im Clearing-Verfahren sollen besonders schutzbedürftige Flüchtlinge identifiziert werden, um anschließend eine angemessene Versorgung zu garantieren. „Nach uns vorliegenden Informationen soll das Verfahren in Sachsen von den Lagerbetreibern durchgeführt werden. Das wäre fatal für die Betroffenen. Clearing-Verfahren müssen in der Verantwortung von fachlich geschultem Personal liegen, um fehlerhafte Einschätzungen oder gar Retraumatisierung zu verhindern“, so Moser.
________________________________________________
Ein europäischer Aufruf, eine europäische Petition
Marianne Ebel vom europäischen Bündnis ‚Feminist Asylum‘ ist derweil stolz auf die bisherige Unterstützung der Petition zur Anerkennung geschlechtsspezifischer Asylgründe: „Aus Deutschland unterstützen 29 Organisationen unser Anliegen. Europaweit sind wir bereits 250 Organisationen, die sich für den konsequenten Schutz Betroffener von patriarchaler Gewalt auf der Flucht einsetzen.“ Auch Persönlichkeiten aus Kultur, Sport und Politik hätten sich der Petition angeschlossen, so zum Beispiel die zweifache Olympiasiegerin und Initiatorin der #MeToo-Bewegung in Griechenland, Sofia Bekatorou.
„Jetzt appellieren wir an die Organe der EU und an die nationalen Regierungen: bereiten sie institutionalisierter patriarchaler Gewalt im europäischen Asylsystem ein Ende. Schützen Sie die Betroffenen konsequent!“ so Ebel.
Mehr Informationen zum Thema gibt es bei der Veranstaltung der Evangelischen Akademie zu Berlin am 8. März 2022 um 18 Uhr (online): „Flucht und Asyl aus feministischer Sicht“. Weitere Informationen zum Programm und Anmeldung.
*LGBTIQA+ Personen : lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, intersexuell, queer, asexuell, und weitere
Kontakt:
Feminist Asylum
– Marianne Ebel –
Mobil: +41 79 739 85 14
Mail: ebel.vui@gmail.com
Instagram: feminist.asylum
Facebook: Feminist Asylum
Twitter: @feministasylum