Karawane der Vernunft: Paradiesvögel statt Reichsadler

Autor_innen: Augen auf e.V. Oberlausitz (Pressemitteilung vom 15.06.2020)

Deutschlandweit wurden die prägnanten Bilder von der Bundesstraße B96 zwischen Zittau und Bautzen in der Oberlausitz gesehen. Dort hatten sich an den letzten Sonntagen immer zwischen 10 und 11 Uhr Coronaprotestierende, „Patriot_innen“, Reichsbürger, AfD-Fans und offene Neonazis versammelt.

Uns ist bewusst, dass es relativ wenige sind. Doch uns ist auch bewusst, dass außer der Empörung in den sozialen Medien, dem ganzen Treiben kaum etwas entgegengebracht wird. Bundesweit mischen sich schräge Ansichten unter sogenannte Coronaproteste – die Menschen suchen nach Halt und Lösungen im Gestern, und in der Unvernunft. Kritiklos stehen sie neben Menschen, welche die alten Reichsfahnen schwenken oder rechte Parolen skandieren. Es mischt sich und prägt das Bild von der Oberlausitz.

Engagierte Bürger_innen und Organisationen wollten das nicht länger unbeachtet unter den Teppich kehren und veranstalteten eine „Karawane der Vernunft“:

Datum der Aktion:             14.06.2020

Startort:                              Zittau                        

Zielort:                                 Bautzen

„Karawane der Vernunft“ rollte erfolgreich über die B96 – Übergriffe am Streckenrand durch Corona-Leugner*innen und Reichsfans

Unter dem Motto „Paradiesvögel statt Reichsadler“ schlossen sich heute verschiedene Menschen in über 30 Fahrzeugen aus der Oberlausitz zusammen. Mit bunten Fahnen, Transparenten und guter Laune ausgestattet, wurde von Zittau bis Bautzen ein Zeichen für Vernunft, Kreativität und Demokratie gesetzt. Dazu Sven Kaseler, Augen auf e.V.: „Die letzten Wochen waren von Reichsfahnen, Verschwörungsmythen und anderen Dingen geprägt, die auf den Müllhaufen der Geschichte gehören. Da es bisher keine sichtbaren Aktionen gab, die dies kritisieren, haben wir das mit dem heutigen Tage geändert.“

Einige Menschen haben sich sichtlich gefreut, mal einen anderen Anblick zu erleben. Natürlich sahen das nicht alle so. „Im Vorfeld gab es bereits Ankündigungen die Karawane zu behindern und den Aufruf auf die Reichsfahnen einmal zu verzichten.“ so Anmelderin Dana Dubil vom DGB Ostsachsen. Weil im Vorfeld eine Vielzahl von Drohungen ausgesprochen wurden, mussten, in Absprache mit den Behörden, Maßnahmen zum Schutz der Teilnehmer*innen ergriffen werden.

Plakate mit demokratischen und menschlichen Werten, welche an der Strecke angemeldet und aufgehangen wurden, wurden überwiegend entwendet oder zerstört. Während der Aktion drehten sich einige Personen nur um oder beschimpften die Karawane. Beim Passieren der Karawane kam es aber auch zu Eierwürfen, Menschen traten auf die Fahrbahn, griffen in den Verkehr ein und versuchten Banner abzureißen. Zudem wurden Autos bespuckt, ja es wurde sogar in offene Autofenster gespuckt. Und dies in Zeiten von Corona.

Außerdem musste die Karawane eine Zwangspause einlegen, da entgegen vorheriger Absprachen die Autos mit Kennzeichnung fahren sollten. Angesichts der Sicherheitslage wurde dem nicht zugestimmt. Nach langen Gesprächen konnte der Konvoi wie geplant bis Bautzen fortgesetzt werden. Allerdings erst nach Ende der B96-Proteste.

Fazit: Vielen Menschen gelang ein friedlicher, kreativer Protest gegen die Entwicklungen an der B96. Es zeigte sich deutlich, wie wichtig es ist nicht zu schweigen und aktiv zu werden. Wir konnten ein wichtiges Zeichen für die Menschen in der Region setzen. Die Diskussionen in den Gruppen der B96-Protestierer waren vielfältig. Neben Bedrohung und Wehklagen wurde auch die Verbannung der Reichsflaggen diskutiert. Die Fans eines deutschen Reiches jeglicher Ausprägung mussten erkennen, dass sie nicht das Volk sind. Damit haben sie auch nachher noch schwer zu kämpfen.

Gerne liefern wir weitere Information zu Entwicklungen und Geschehnissen in der Oberlausitz sowie Material von der Aktion selber. Dazu finden sie auch weitere Informationen in den sozialen Medien u.a. vom DGB Ostsachsen oder dem Verein Augen auf e.V..

Mit freundlichen Grüßen – Initiative „Paradiesvögel statt Reichsadler“

Wer war dabei

Netzwerke, Vereine, Organisationen und Bürger*innen aus den Landkreisen Görlitz und Bautzen. Gewerkschaften, Kirchenvertreter, Firmen und demokratische Parteien.

Als Grundkonsens sehen wir die gemeinsame Ablehnung von Rassismus, Antisemitismus, Demokratiefeindlichkeit aber auch Gewalt.

Den Einsatz von Vernunft und Kreativität in den heutigen Zeiten halten wir für wichtig und richtig und sehen unser Handeln als notwendige Form des Protestes für eine fortschrittliche, moderne und aufgeklärte Gesellschaft.

Was ist passiert

Eine „Karawane der Vernunft“ aus über 30 Fahrzeugen ist am 14.6. während der sonntäglichen Protestiererei an der B96 von Zittau nach Bautzen unterwegs gewesen.

Dabei bezogen die Teilnehmer*innen mittels Fahnen, Transparenten, Musik oder Durchsagen Stellung für demokratische und menschliche Werte. Sie verwahrten sich kreativ gegen Aussagen und Vertreter von Faschismus und Reichsbürgertum, Verschwörungsmythen und Demokratiefeindlichkeit, zeigten Stärke gegen Hass und Hetze sowie Rassismus und Antisemitismus.

Bildmaterial kann zur Verfügung gestellt werden.

Kontakt

Initiative „Paradiesvögel statt Reichsadler“

c/o Sven Kaseler

info@augenauf.de

Dana Dubil

Ostsachsen [ÄT] dgb.de

Augen auf e.V.

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