Gemeinsame Stellungnahme vom DSM und BgR zum Tag gegen antimuslimischen Rassismus

Autor_innen: DSM und BgR

Dresden, 01.07.2022

Der 1. Juli wurde 2015 als Tag gegen antimuslimischen Rassismus in Deutschland ausgerufen. An diesem Tag gedenken wir Marwa El-Sherbini, die am 1. Juli 2009 im Landgericht in Dresden aus rassistischen, antimuslimischen Motiven ermordet wurde. Anlässlich des heutigen Tages fordern der Dachverband sächsischer Migrantenorganisationen e.V. und das Bündnis gegen Rassismus Sachsen eine Sichtbarmachung und ein entschiedenes Entgegentreten gegen die Diskriminierung, die Muslim*innen und Menschen, die als solche wahrgenommen werden, in Deutschland tagtäglich erfahren. Wir wünschen uns eine solidarische, demokratische, freiheitliche und multireligiöse Gesellschaft in Sachsen.

Antimuslimischer Rassismus ist kein Randphänomen. Antimuslimische Einstellungen reichen bis tief in die Mitte der Gesellschaft hinein. Muslim*innen und als muslimisch gelesene Menschen werden zu Anderen gemacht, als Gruppe zusammengefasst und ihnen werden kollektiv negative, abwertende Eigenschaften zugeschrieben. Die mediale Berichterstattung bedient sich diesen antimuslimischen Narrativen und befördert antimuslimischen Rassismus weiter. Die Folgen von antimuslimischem Rassismus zeigen sich in tagtäglicher Anfeindung, Ausgrenzung und gewaltvollen Übergriffen. Moscheen in Leipzig, Halle und Chemnitz wurden in den vergangenen Monaten Zielscheibe von Vandalismus und Angriffen.

Der Co-Vorsitzende des DSM Azim Semizoğlu betont: „Antimuslimischer Rassismus existiert, er zerstört, er verletzt, er tötet wie der Mord an Marwa El-Sherbini sowie die Angriffe in Halle und Hanau verdeutlichten. Und doch ist er bisher kaum im gesellschaftlichen Bewusstsein angekommen.“ – Dies unterstreichen auch die jüngsten Ergebnisse der Auftaktstudie „Rassistische Realitäten“ zum Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor. Ein zentrales Ergebnis der Studie vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) besteht darin, dass das Problembewusstsein nicht für alle Formen von Rassismus gleichermaßen ausgeprägt ist und speziell auch antimuslimischer Rassismus kaum in der Gesellschaft wahrgenommen wird.

Wir als Dachverband sächsischer Migrantenorganisationen e.V. fordern gemeinsam mit dem Bündnis gegen Rassismus, dass antimuslimischer Rassismus als solcher erkannt und benannt wird. Dafür braucht es jedoch konkrete Maßnahmen, die zur Sensibilisierung für diese spezielle Form von Rassismus, zur Wahrnehmung von antimuslimischen Rassismus in der Gesellschaft beitragen.“ – so Semizoğlu weiter.

Was bei dem Mord an Marwa El-Sherbini sichtbar wurde und keinesfalls außer Acht gelassen werden darf: Antimuslimischer Rassismus muss intersektional betrachtet werden. Das heißt die Verschränkung mit anderen Diskriminierungsformen muss mitgedacht und bei Handlungsansätzen berücksichtigt werden. – „Dieser Aspekt muss auch in präventiver Bildungsarbeit gegen antimuslimischen Rassismus eingebunden werden, welche insgesamt in Sachsen gezielter gefördert werden sollte. Zudem muss eine beständige finanzielle Unterstützung zum Ausbau und Erhalt von Hilfsstrukturen für Betroffene von rassistischer Gewalt und Diskriminierung gewährleistet werden„, so Juan Garcia vom BgR.

Zur Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus muss auch auf struktureller und institutioneller Ebene angesetzt werden. Dieser ist genauso wie andere Formen von Rassismus mehr als Hetze und Gewalt, er ist systematisch verankert. Der Verbandsgeschäftsführer des DSM Mohamed Okasha betont dazu: „Zu unseren Forderungen gehören deshalb weiterhin die Etablierung eines wirksamen Antidiskriminierungsgesetztes auf Landesebene, der verpflichtende Erwerb von Diversitykompetenzen für alle Landesbeschäftigten sowie die Abbildung der vorhandenen gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Vielfalt im Freistaat Sachsen, auch in seinen Institutionen.“

++ Die gemeinsame Pressemitteilung zum Download gibt es HIER.++

Kurzinfo zum Bündnis gegen Rassismus:

Das „Bündnis gegen Rassismus – für ein gerechtes und menschenwürdiges Sachsen“ ist seit der Gründung im Jahr 2016 auf 57 Mitglieder angewachsen. Gemeinsam treten wir ein für eine Gesellschaft, in der die Menschenrechte entsprechend der UN-Menschenrechtscharta geachtet werden, damit alle Menschen frei von Rassismus und Diskrimierung in Sachsen leben können.

Kurzinfo zum Dachverband sächsischer Migrantenorganisationen DSM:

Der DSM ist der Dachverband migrantischer Organisationen in Sachsen und wurde 2017 gegründet. Wir verstehen uns als Kompetenzzentrum und Dienstleister für die Bedarfe unserer Mitgliedsvereine. Unter unserem Dach organisieren sich derzeit 62 Vereine und Organisationen, die Menschen aus mehr als 20 verschiedenen Herkunftsländern repräsentieren.

Weitere Informationen hier

Bündnis gegen Rassismus

Im Bündnis gegen Rassismus Sachsen haben sich Verbände, Vereine und Selbstorganisationen zusammengeschlossen, um gemeinsam ein Zeichen gegen den Rassismus in Sachsen zu setzen. Du findest unsere Arbeit wichtig? Unterstütze uns jetzt mit einer Spende!

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