Erinnerung an Marwa El-Sherbini – neue Episode auf gegenuns.de
Autor_innen: Opferberatung „Support“ des RAA Sachsen e.V. (PM vom 21.12.2020)
Neue Dokumentation zum Thema „Antimuslimische Gewalt gegen Frauen: Der Mord an Marwa El-Sherbini“ auf der Plattform gegenuns.de.
Am Freitag, 18. Dezember 2020, startete die neue Dokumentation zum Thema „Antimuslimische Gewalt gegen Frauen: Der Mord an Marwa El-Sherbini“ auf der Plattform gegenuns.de.
Direktlink: Episode Marwa El-Sherbini
Am 1. Juli 2009 wurde Marwa El-Sherbini im Landgericht Dresden ermordet. Sie war an dem Tag als Zeugin in einem Berufungsverfahren wegen Beleidigung ins Landgericht Dresden gekommen. Der Angeklagte hatte sie und ihr Kind ein Jahr zuvor auf einem Spielplatz in Dresden rassistisch beleidigt, und sie hatte daraufhin Strafantrag gegen ihn gestellt. Im Gerichtssaal zieht er ein Kampfmesser und sticht sechzehn Mal auf die 31-jährige Frau und ihren Ehemann ein. Marwa El-Sherbini stirbt noch im Gerichtssaal vor den Augen ihres dreijährigen Sohnes und ihres Ehemannes. Im Prozess gegen ihren Mörder wird die Staatsanwaltschaft erstmals antimuslimischen Rassismus als zentrales Tatmotiv benennen. Der 1.Juli ist, in Gedenken an Marwa El-Sherbini, seit 2015 Tag gegen antimuslimischen Rassismus in Deutschland. Muslimische Frauen erfahren alltäglich rassistische Beleidigungen, Diskriminierung und Ablehnung. Wenn sie ein Kopftuch tragen, sind sie häufiger von antimuslimisch motivierten Übergriffen betroffen als Männer.
In der neusten Episode der Webdokumentation „Gegen uns“ kommen Negla Osman, Nahla Medhat, Youmna Fouad, Olga Sperling, In Am Sayad Mahmood und Andrea Hübler in kurzen Filmsequenzen zu Wort. Sie schildern die Auswirkungen des Mordes an Marwa El-Sherbini auf ihr eigenes Leben sowie auf die Situation muslimischer Frauen. Gleichzeitig berichten sie von Gegenwehr und Solidarität im Umgang mit alltäglich stattfindenden rassistischen Beleidigungen und Angriffen. Die Episode lotet darüber hinaus die Tiefe des Mordes an Marwa El-Sherbini aus. Sie fokussiert die lebensbiographisch-persönliche Erzählung, die juristische Vorgeschichte, die strafrechtliche Aufarbeitung, die Erinnerungspolitik vor Ort und die persönliche und zivilgesellschaftliche Aufarbeitung. Dabei stehen die Betroffenen und die Auswirkungen von rechter Gewalt konsequent im Fokus. Deswegen wird durchgehend auf Details über den Täter verzichtet.
Die Dokumentationsplattform www.gegenuns.de
Die Webseite www.gegenuns.de dokumentiert anhand von ausgewählten Porträts, Interviews und zeitgeschichtlichen Dokumenten aus unterschiedlichen Bundesländern in Ost- und Westdeutschland rechte, rassistische und antisemitische Gewalt, vielfältige Formen von Widerstand und Solidarität. Alle Fälle stehen exemplarisch für unterschiedliche Konjunkturen rechter Gewalt.
„Insbesondere der Mord an Marwa El-Sherbini war für viele Menschen in Dresden – auch für uns als RAA Sachsen e. V. – ein für die kommenden Jahre sehr prägendes Ereignis. Als Träger und Beratungsstelle haben wir uns daher stets engagiert das Gedenken an Marwa gemeinsam mit einem Kreis aus anderen Initiativen in Dresden mit zu unterstützen. Die Webdokumentation ist daher ein weiterer wichtiger Baustein des Gendenkens und Erinnerns im digitalen, überregionalen Raum. Insbesondere auch um mit jüngeren Zielgruppen über das Thema rechte Gewalt im Sinne jüngerer Verbrechensgeschichte ins Gespräch zu kommen.“ Katharina Wüstefeld, Projektkoordinatorin gegenuns.de der RAA Sachsen e. V.
Die Webdokumentation wurde mit dem deutschen Einheitspreis 2020 in Silber, Kategorie Digitales ausgezeichnet.