EFBI Policy Paper 2025-2: Politische Erschöpfung infolge der Covid-19-Pandemie in Sachsen

Autor_innen: Else-Frenkel-Brunswik-Institut

Fünf Jahre nach Beginn der COVID-19-Pandemie ist bei vielen Menschen ein Gefühl von Erschöpfung und Überforderung zurückgeblieben. Dr. Piotr Kocyba und Dr. Johannes Kiess untersuchen, inwiefern diese Erschöpfung zu einem Rückzug aus politischer Partizipation beigetragen hat. Dafür führten sie Gruppendiskussionen mit zwei besonders von den Pandemie-Maßnahmen betroffenen Gruppen: Eltern mit jungen Kindern und Jugendlichen.

In Reaktion auf die COVID-19-Pandemie wurden Maßnahmen eingeführt und in Abhängigkeit von den Infektionszahlen gelockert, teilweise aufgehoben und bei Bedarf in modifizierter Form wieder in Kraft gesetzt. Dabei war das Ziel, zwischenmenschliche Kontakte zu reduzieren und damit die Übertragungsraten von SARS-CoV-2 niedrig zu halten. In der Konsequenz wurden Bereiche der Wirtschaft temporär „heruntergefahren“ und das gesellschaftliche Leben immer wieder „eingefroren“. Das damals neuartige Virus und die zu seiner Eindämmung erlassenen Beschränkungen waren für die Gesellschaft ebenso wie für das politische System ein Stresstest.

Eltern und Jugendliche sind besonders betroffen

In der folgenden Analyse wird darauf geblickt, welche Konsequenzen die Pandemie für zwei Bevölkerungsgruppen hatte, die beide von den Corona-Regelungen besonders getroffen wurden: Eltern mit damals schul- bzw. betreuungspflichtigen Kindern sowie Jugendliche, die während der Pandemie die Schule besuchten. Hierfür wurden in Sachsen vier Gruppendiskussionen durchgeführt, jeweils eine mit Eltern und Jugendlichen in einer Groß- und in einer Kleinstadt.

Beschleunigte Krisendynamik kann zum Rückzug vom Medienkonsum führen

Unsere Ergebnisse zeigen, dass die mit den Corona-Beschränkungen einhergehenden Mehrfachbelastungen durch Arbeit und Kinderbetreuung, soziale Isolation oder die als widersprüchlich wahrgenommenen Pandemiepolitiken zu einem graduellen Rückzug aus politischer Partizipation führen konnten – vor allem im Hinblick auf den Nachrichtenkonsum. Hierfür waren nicht Empörung oder grundlegende Enttäuschung ausschlaggebend, sondern vielmehr das von den meisten Teilnehmenden der Gruppendiskussion empfundene Gefühl der Überforderung und Erschöpfung durch die Krisendynamik. Deshalb sprechen Kocyba und Kiess von einer durch die COVID-19-Pandemie beschleunigten „politischen Erschöpfung“, die von Gesellschaft und Politik unadressiert die Krise der liberalen Demokratie vertiefen kann.

Über das EFBI

Das an der Universität Leipzig angesiedelte Else-Frenkel-Brunswik-Institut (EFBI) bildet eine Forschungsinfrastruktur in Sachsen, die demokratiefeindliche Einstellungen, Strukturen und Bestrebungen erforscht und dokumentiert. Im Vordergrund stehen dabei verschiedene Formen der Diskriminierung, die Strategien und Dynamiken rechts-autoritär motivierter Bündnisse und die Stärkung demokratischer Politik.

Pressekontakt

Pia Siemer

Referentin für Wissenschaftskommunikation
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04109 Leipzig

Tel.: 0341 / 97-37892

E-Mail: pia.siemer@uni-leipzig.de

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