Brand in Plauen – Offener Brief von Romano-Sumnal an den Vogtlandkreis und die Stadt Plauen
Wir teilen diese Besorgnis von Romano Sumnal, Roma-Verein Sachsen über das menschenverachtende Verhalten am Rande des Brandanschlags kurz vor Silvester in Plauen. Als Netzwerk Tolerantes Sachsen möchten wir unsere Solidarität mit den Betroffenen ausdrücken. In einem offenen Brief wendet sich der Verein nun an den Vogtlandkreis und die Stadt Plauen und fordert deren klare Positionierung:
Brand in Plauen – Unser Offener Brief an Landkreis und Stadt
Sehr geehrter Herr Landrat Keil, sehr geehrter Oberbürgermeister Oberdorfer, interessierte Öffentlichkeit,
wir wenden uns an Sie, da uns die Vorkommnisse der letzten Wochen große Sogen bereiten.
Wir, der Verein Romano Sumnal, sind eine Selbstorganisation der in Sachsen lebenden Roma. Uns erreichte Anfang Januar ein Hilferuf aus Plauen, da sich die Opfer des Brandes vom 30.12. in größter Sorge befinden. Für die Menschen in der Trockentalstraße war dies nicht der erste Brand und sie befürchten auf Grund erneuter Geschehnisse weitere Anschläge. Die Tatsache, dass wie aus der Presse zu entnehmen war – Menschen auf der anderen Straßenseite mit nationalsozialistischen Rufen laut wurden und aufforderten die Menschen brennen zu lassen, kann diese Angst der Betroffenen nur bestätigen.
Wir sind entsetzt über dieses menschenverachtende Verhalten, welches sich gezielt gegen eine Opfergruppe des Nationalsozialismus richtet.
Aus diesem Grund fordern wir die Stadt Plauen und den Vogtlandkreis auf, hier konsequent Stellung zu beziehen
- sich gegen Rechte Taten und Äußerungen zu stellen
- die Ermittlungsarbeit mit allen Mitteln zu unterstützen und zu befördern
- die Betroffen zu schützen, zu versorgen und weiteren Anschlägen präventiv entgegen zu wirken
Das Leid der Opfer von Plauen besteht aber nicht erst seit dem 30.12.2017. Wie uns zugetragen wurde und wie wir bei unserem Besuch in Plauen selbst feststellen konnten leben die Betroffenen bereits seit längerem in sehr besorgniserregenden Umständen – die Wohnungen sind in einem schlechten Zustand, soziale Unterstützung zum angemessenen Leben in Plauen findet nicht statt, die körperliche Unversehrtheit ist nicht gewährleistet.
Als Landrat des Vogtlandkreises, als Oberbürgermeister der Stadt Plauen und als Plauenerinnen und Plauener sehen wir Sie in der Pflicht, das Elend der Einwohner Ihrer Stadt zu mildern und Sie aus ihrem Elend heraus zu holen. Schauen sie nicht weg, sondern handeln Sie. Lassen Sie nicht zu, dass Einwohner ihrer Stadt zu Opfern werden und in Angst leben müssen.
Gerne unterstützen wir Sie dabei auch mit unseren Erfahrungen, Kenntnissen und Netzwerken.
Mit freundlichen Grüßen
Romano Sumnal e.V.
Verein für Roma-Kulturvermittlung und politischen, kulturellen
und gesellschaftlichen Romaaktivismus
Hintergrund
Freie Presse, 09.01.2018: Brandanschlag: Zwei Plauener als mutige Helfer in der Not