Chemnitz: eine erste Bilanz
Chemnitz: Mehr als 30 Angriffe in einer Woche im Zuge rechter Demonstrationen
Mehrere tausend Rassist*innen, Rechte und Neonazis gingen in der letzten Woche in Chemnitz auf die Straße. Bei vier Demonstrationen von AfD, Pro Chemnitz und Pegida instrumentalisierten sie die Tötung eines Menschen um gegen Geflüchtete, Migrant*innen, Linke und Medien zu hetzen und Gewalt auszuüben.
„Wir erlebten diese Tage als sehr bedrückend. Neu sind sie jedoch allenfalls in der Intensität und Größe der Aufmärsche. Denn die Bilder reihen sich ein in Szenen aus Freital, Heidenau, Bautzen und Wurzen; Bilder von Jagdszenen auf Migrant*innen sowie Angriffe auf Journalist*innen und Gegendemonstrant*innen. Die Ereignisse zeigen, dass Rassismus virulent ist in der Gesellschaft und ein Anlass ausreicht um Tausende zu mobilisieren, die sich hinter Hitlergrüßen und „Deutschland den Deutschen“- Parolen versammeln“, so Andrea Hübler, Fachreferentin im RAA Sachsen e.V. und weiter: „Die dieser Tage ausgeübte Gewalt gegen Migrant*innen, Journalist*innen und Gegendemonstrant*innen ist erneut alarmierend und erfordert ein konsequentes Handeln des Rechtsstaates. Die Gefahr von rechter Gewalt muss ernstgenommen und entsprechend verfolgt werden. Die Betroffenen brauchen unsere Solidarität und Unterstützung.“
Unsere erste Bilanz rechtsmotivierter und rassistischer Angriffe der letzten acht Tage, Die Angriffe sind uns von Betroffenen und Zeug*Innen gemeldet oder mit Video- und Bildmaterial insbesondere über den Nachrichtendienst Twitter dokumentiert:
Insgesamt registrierten wir bis jetzt 23 Körperverletzungen und 11 Fälle von Nötigung/Bedrohung, welche sich gegen Migrant*innen, Journalist*innen und Gegendemonstrant*innen richteten.
Sonntag, 26. August:
6 rassistisch motivierte Angriffe [5 Körperverletzungen, 1 Nötigung]
Mindestens 5 Menschen wurden körperlich angegriffen, weil sie nicht
weiß waren, eine Person massiv bedrängt, damit betroffen von einer
Nötigung.
Montag, 27. August:
9 Angriffe auf politische Gegner*innen [6 Körperverletzungen, 3 Nötigungen]
Mindestens 6 Angriffe auf Gegendemonstrant*innen mit zum Teil mehreren
Verletzten und mindestens 3 Nötigungen gegen Journalist*innen.
Zudem wurde laut Augenzeug*innen eine große Gruppe Gegendemonstrant*innen auf dem Weg zum Bahnhof zweimal attackiert. Zumindest bei der ersten Attacke soll es Verletzte gegeben haben. Über den Nachrichtendienst Twitter wurden zwei weitere Angriffe gemeldet, zu denen wir derzeit noch genauere Angaben recherchieren um diese zu erfassen.
Donnerstag, 30. August:
1 rassistisch motivierter Angriff [mind.1 Körperverletzung]
Eine Gruppe Migrant*innen wurde in der Nähe des Bahnhofes angegriffen
und gejagt. Die Polizei stellte die Angreifer, nahm Personalien und
Ermittlungen auf.
Samstag, 1. September:
17 Angriffe auf politische Gegner*innen, 1 rassistisch motivierter Angriff [11 Körperverletzungen, 7 Bedrohungen/Nötigungen]
Mindestens 15 Angriffe auf Journalist*innen und 2 Angriffe auf
Gegendemonstrant*innen sowie ein rassistisch motivierter Angriff.
Es ist damit zu rechnen, dass wir in den nächsten Tagen von weiteren Angriffen erfahren werden, sich weitere Betroffene bei uns melden und diese vorläufigen Zahlen noch weiter steigen werden.
Unsere Anteilnahme gilt Daniel H.s Hinterbliebenen, unsere Solidarität den Betroffenen rechter und rassistischer Gewalt.