Webdokumentation Hoyerswerda 1991
Autor_innen: out of focus Medienprojekte und der Initiative „Pogrom 91“
Vom 17. bis 23. September 1991 griffen Neonazis gemeinsam mit BürgerInnen die Wohnheime von DDR-VertragsarbeiterInnen und Geflüchteten in Hoyerswerda an. Bis zu 500 Menschen beteiligten sich an dem rassistischen Pogrom, warfen Steine, Flaschen und Molotow-Cocktails, applaudierten den AngreiferInnen und riefen rechte Parolen. Die Polizei sah sich nicht in der Lage, die Angegriffenen ausreichend zu schützen, so dass die BewohnerInnen der Unterkünfte schließlich aus der Stadt evakuiert wurden. Bis zu 1.000 Schaulustige verfolgten und bejubelten den Abtransport der Flüchtlinge in Bussen. Bundesweit berichteten zahlreiche Medien über die tagelangen Attacken. Nur vereinzelt gab es Versuche, die Angegriffenen zu unterstützen. Auf die Biographien vieler der von dem rassistischen Pogrom Betroffenen hatten die damaligen Geschehnisse dramatische Auswirkungen. Die Ereignisse im September 1991 gelten als wichtiges Sozialisationsmoment vieler Neonazis im wiedervereinigten Deutschland. Deshalb werden heute die ProtagonistInnen des NSU auch als „Generation Hoyerswerda“ bezeichnet.
Am Sonntag, den 19. September 2021, jährt sich das rassistische Pogrom von Hoyerswerda zum 26. Mal. Dann erscheint auch der zweite Teil der Webdokumentation www.hoyerswerda-1991.de der out of focus Filmproduktion und der Initiative „Pogrom 91“. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten in zahlreichen Filmen über die Entwicklung der Stadt, den Umgang mit Neonazis und die Erinnerung an 1991 in den vergangenen 25 Jahren. Hintergrundtexte bieten vertiefende und einordnende Informationen. Die Interviews mit 15 Protagonistinnen und Protagonisten sowie über 30 Stunden Filmmaterial, wurden in kurzen Infoclips aufbereitet, die in Bereichen wie „Stadtentwicklung“, „Neonazis“, „Opfer rechter Gewalt“, „Justiz“ und „Widerspruch“ zusammengefasst sind.
„Die besondere Herausforderung bestand darin, die vielen Aussagen der Zeitzeugen und Zeitzeuginnen über den langen Zeitraum von 1991 bis 2017 zusammenzufassen und in kurzen, gut nachvollziehbaren Videoclips aufzubereiten,“ berichtet Julia Oelkers von der out of focus Filmproduktion. „Unser Anspruch war dabei, viele unterschiedliche Perspektiven auf die Entwicklung der Stadt darzustellen – besonders wichtig war die oft vernachlässigte Sicht der Betroffenen rechter Gewalt. Deshalb kommen neben in Hoyerswerda aufgewachsenen alternativen Jugendlichen verschiedener Generationen auch ehemalige Vertragsarbeiter aus Mosambik zu Wort, die 1991 aus Hoyerswerda vertrieben wurden“, so die Dokumentarfilmerin. Das Projekt möchte auch einen Blick darauf ermöglichen, welche Faktoren eine Rolle spielen, wenn eine Stadtgesellschaft den Umgang mit Neonazis sucht. „Darum haben wir auch mit Aktiven eines Bürgerbündnisses gesprochen, die sich für Flüchtlinge und gegen rechte Aufmärsche engagieren“, sagt Julia Oelkers.
Die Premiere der ersten Filme des Projekts findet am 17. September 2017 um 16 Uhr in der Kulturfabrik Hoyerswerda (Bürgerzentrum, Braugasse 1, 02977 Hoyerswerda) statt. Die Veranstaltung wird von Danilo Starosta vom Kulturbüro Sachsen moderiert.
Das Projekt wird gefördert durch (in alphabetischer Reihenfolge): Amadeu Antonio Stiftung, Freudenberg Stiftung, GLS Treuhand e.V., Partnerschaften für Demokratie (Landkreis Bautzen), Rosa Luxemburg Stiftung, Sebastian Cobler Stiftung, Stiftung Menschenwürde Arbeitswelt.
Kontakt und Informationen:
Mail: info{at}hoyerswerda-1991.de
Telefon: 030/6188002
Website: http://www.hoyerswerda-1991.de
Facebook: https://www.facebook.com/hoyerswerda.1991.de
Twitter: https://twitter.com/hoyerswerda1991
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Hinweis zur Premierenveranstaltung:
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder während der Veranstaltung oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser auszuschließen.