Es geht nur miteinander: Erklärung des Bündnisses Freiberg für alle zur gesellschaftlichen Lage in der Corona-Pandemie – Mai 2021
Autor_innen: Freiberg für Alle
Seit mehr als einem Jahr befindet sich die Welt – unser Land – unsere Stadt – im Ausnahmezustand. Wir müssen mit einer Pandemie leben, die viele Opfer fordert: Menschen verlieren ihre Gesundheit oder gar ihr Leben, viele verlieren ihre wirtschaftliche Grundlage, Kinder und Jugendliche vermissen ihre Freundinnen und Freunde und leiden unter den Schulschließungen, wir alle müssen auf viele Freiheiten verzichten.
Zwar sehen wir ein Licht am Ende des Tunnels, aber die Rückschläge mit immer aufs Neue steigenden Infektionszahlen und wiederholten Lockdowns haben uns müde und manche wütend gemacht. Das gesellschaftliche Miteinander droht langfristigen Schaden zu nehmen, die Spaltung wird immer größer.
Wir verstehen alle, die verzweifelt und wütend sind: weil sie wegen der Einschränkungen wirtschaftlich in Not geraten sind, weil sie sich wegen der Kontaktbeschränkungen einsam fühlen, weil sie unter der Doppelbelastung von Arbeit und Kinderbetreuung/Homeschooling erdrückt werden, weil die Politik Fehler macht, weil die Lasten ungerecht verteilt sind und weil niemand genau sagen kann, wie es weitergeht… Wir alle wünschen uns so schnell wie möglich eine Rückkehr zur Normalität. Das aber kann nur gelingen, wenn wir weiter solidarisch miteinander umgehen und uns nach Kräften dafür einsetzen, das Virus zurückzudrängen.
Die Politik – auf internationaler wie auf lokaler Ebene – muss sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren und die daraus abgeleiteten Maßnahmen konsequent durchsetzen. Wir fordern unsere Politikerinnen und Politiker, Amtsträgerinnen und Amtsträger auf, durch ihr tägliches Handeln mit gutem Beispiel voranzugehen und es als ihre Verantwortung zu begreifen, die Gesellschaft solidarisch durch diese Krise zu führen und alles daranzusetzen, die Spaltung zu überwinden, anstatt Gräben weiter zu vertiefen.
Wir leben in einer Demokratie, für die der zivilisierte parlamentarische und gesellschaftliche Meinungsstreit nicht nur zulässig, sondern notwendig ist. Daher ist die sachliche Auseinandersetzung über die Notwendigkeit, Angemessenheit und Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen dringend erforderlich. Auf dem Weg zu einem möglichst breiten gesellschaftlichen Konsens helfen Hass und ausgrenzende Ideologien, Verschwörungserzählungen oder Gewalt genauso wenig weiter, wie Pauschalverurteilungen und Diffamierungen von Andersdenkenden.
Eine große Herausforderung der Corona-Pandemie liegt noch vor uns: Als Gesellschaft müssen wir es schaffen, wieder ins Gespräch zu kommen und verhärtete Positionen aufzuweichen, damit wir gemeinsam nach vorne schauen und den Weg aus der Krise finden können. Diese Pandemie zu überwinden, ist ein gigantischer Kraftakt der Gesellschaft, zu dem jede und jeder Einzelne einen Beitrag leisten muss. Es geht nur miteinander.