Rückblick auf das 17. Landestreffen des Netzwerks Tolerantes Sachsen am 11. Juni 2022 in Chemnitz

Programm zum Ausdrucken (A4)

„Ich danke euch für das wirklich schöne Landestreffen!“

„Endlich mal wieder ein Raum, wo man miteinander reden konnte.“

„Das lockere Netzwerken war unglaublich beschwingend.“

Nach zwei Jahren Pandemie – und reinen digitalen Veranstaltungen – konnten sich am 11. Juni 2022 Engagierte für Demokratie und gegen Rassismus endlich mal wieder persönlich austauschen: Beim mittlerweile 17. Landestreffen des Netzwerks Tolerantes Sachsen im Chemnitzer Weltecho.

Ob Mitglieder im TolSax – oder Freund_innen des Netzwerks. Ob schon lange im Bereich Demokratiestärkung tätig – oder aus ganz neuen Strukturen. Ob frisch angereist – oder noch inspiriert vom Fachtag „Politische Bildung und Kritik“ am Vortag. Die 45 Teilnehmer_innen aus allen Landesteilen nutzten intensiv die Möglichkeit, miteinander in den Austausch zu treten: Über die aktuellen Herausforderungen in Sachsen – aber auch unsere Utopien für eine demokratische, freie und solidarische Gesellschaft im Freistaat.

Denn das Landestreffen bot viel Raum zum sich Kennenlernen und Netzwerken. Nach der herzlichen Begrüßung durch die Moderatorin Kuku Schrapnell vom TIAM e.V. und den Sprecher_innen des TolSax startete das beschwingte Speed-Dating. Spätestens nach den sechs intensiven Runden hatten alle alte Bekannte wiedergefunden – und neue Engagierte kennengelernt. „Wie ist euer Verein durch die Pandemie gekommen? Was macht ihr gerade für Projekte? Was gibt es für aktuelle Entwicklungen bei euch vor Ort? …“ Die Gespräche konnten dann beim anschließenden Mittagsimbiss im sonnigen Hof des Weltechos weitergehen.

Alles wie immer, nur schlimmer?

Am Nachmittag wurde bei einem World Café mit acht Thementischen, zwischen denen die Teilnehmenden in mehreren Runden wechseln konnten, über aktuelle Problemlagen diskutiert und Ideen für zukünftige Projekte gesponnen.

Am Tisch „Von Spaziergängern und besorgten Bürger_innen: Wie steht es um die extreme Rechte bei uns?“ trugen die Teilnehmer_innen ihre Analysen und Beobachtungen aus den einzelnen Landkreisen zusammen. Angesprochen wurden dabei u.a. Gruppierungen und Phänomene wie der III. Weg, NSU, Konzerte, Junge Nationalisten, Kampfsportszene, Völkische Siedler, Reichsbürger, Anastasia und der sogenannte Schweigemarsch für das Leben, der am 11. Juni parallel zum TolSax-Landestreffen in Annaberg-Buchholz stattfand (und auf Protest von feministischen Gruppen traf).

Wie Engagement gegen antidemokratischen Proteste aussehen kann, welche kreativen Formen möglich sind und welche Erfahrungen die Teilnehmer_innen damit gemacht haben, wurde am gleichnamigen Thementisch diskutiert.

Ein weiterer Tisch widmete sich den verschiedenen Szenarien nach den Landrats- und Bürgermeister_innenwahlen. Am Sonntag nach dem Landestreffen fand in großen Teilen Sachsens die erste Runde der Landrats- und Bürgermeister_innen-Wahlen statt. Es wurde angeregt darüber diskutiert, was für Konsequenzen diese Wahlen für das Engagement von Demokratie-Initiativen vor Ort haben werden und wie diese kommende Kommunalwahlen mit politischer Bildung begleiten können.

Denn in vielen Landkreisen gibt es Probleme mit antidemokratischen Haltungen, die z.T. mehrheitsfähig sind. Aber in allen Regionen Sachsens gibt es auch Menschen, die sich für demokratische Kultur und gegen Rassismus engagieren. Ob mit Aufklärungs- und Präventionsarbeit, mit Konfrontation, der Schaffung eigener Räume, dem Gang in die Politik oder Angeboten der Freizeitgestaltung. Doch häufig erfahren die Engagierten vor Ort viel Gegenwind. Wie es trotzdem gelingen kann, nicht das Handtuch zu schmeißen, sondern immer wieder Motivation zu schöpfen für ein langfristiges Engagement, war Thema des Tisches „Und warum bist du noch hier (engagiert in Sachsen)?“.

Sicher, das fällt manchmal schwer in Sachsen. Denn antidemokratische Akteure nutzen jede gesellschaftliche Herausforderung, um mehr Anhänger_innen zu gewinnen. Manchmal sogar mit Erfolg. Der Tisch „Nach der Krise ist vor der Krise – Wie kommen wir vor die Mobilisierungswellen der Rechten?“ bot viel Raum, um die Mobilisierungsstrategien der Rechten zu analysieren – und Ideen für einen proaktiven Umgang damit zu finden.

Raus aus den Abwehrkämpfen – rein ins Gestalten

Das World Café bot aber auch den Raum, um Visionen für eine freie, demokratische und solidarische Gesellschaft in Sachsen zu entwickeln.

Wo geht das besser als in einem Netzwerk aus mehr als 120 Vereinen: Am Tisch „Das TolSax ist so vielfältig wie seine Utopien! Was sind Eure?“ wurde eine kleine Auswahl davon zusammengetragen. Von konkreten Projekten, für die normalerweise nicht genügend Zeit oder Geld vorhanden ist, bis hin zu Visionen wie einer wirklich inklusiven Gesellschaft mit angstfreien Räumen und einem reflektierten Miteinander.

Damit man nach dem Träumen aber auch ins Handeln kommt, widmete sich der Tisch „Wenn die Pandemie vorbei ist, machen wir …“ ganz konkreten Ideen der Teilnehmer_innen für die nächsten Projekte, etwa zur Stärkung des politischen Bewusstseins vor allem bei Jugendlichen. Es wurde aber auch dafür plädiert, die Vorteile von Veranstaltungen im digitalen Raum nicht ganz aufzugeben.

Aber die besten Projekte nützen nichts, wenn niemand davon erfährt. Gerade im ländlichen Raum ist Öffentlichkeitsarbeit für die Demokratie-Initiativen gar nicht so einfach: Selten schaffen es Berichte über ihr Engagement in die Lokalzeitung. Für längere inhaltliche Auseinandersetzung ist dort oft kein Platz. Wie gut, dass das Rundfunk-Kombinat Sachsen plant, ein sachsenweites freies, emanzipatorisches Radioprogramm auf die Beine zu stellen! Aber was bedeutet freies Radio? Wo wird man es überall hören können? Und was haben die Demokratie-Projekte davon? Wer kann da mitmachen – und wie geht das genau? Diese Fragen beantwortete Max vom Rundfunk-Kombinat am Thementisch „Döbeln, Annaberg-Buchholz, Bautzen calling“.

Zum Abschluss nahmen alle Anwesenden noch an einem Gallery Walk teil, bei dem kurz die Ergebnisse der einzelnen Thementische präsentiert wurden. Die Vielzahl zusammengetragenen Ideen und Erkenntnisse führte eindrucksvoll vor Augen, wie vielfältig die Initiativen im TolSax sind und welches Potenzial im Zusammenwirken vieler engagierter Menschen steckt.

Das TolSax-Team ist sehr gespannt darauf, wie viele der auf diesem Landestreffen gesponnenen Ideen zu konkreten Projekt und neuen Kooperationen führen werden. Die Sprecher_innen des Toleranten Sachsens nehmen auch selbst viele Anregungen für die weitere Netzwerkarbeit mit. Über all das halten wir Euch wie gewohnt auf dem Laufenden. Und freuen uns auf kommende Begegnungen sowie auf das 18. TolSax-Landestreffen im kommenden Jahr!

Das 17. Landestreffen des Netzwerks Tolerantes Sachsen

In Kooperation mit dem riesa efau. Kultur Forum Dresden e.V., Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V. und Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V.

Gefördert von

Das Projekt wird gefördert vom Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ und der Bundeszentrale für politische Bildung.

TolSax Konkret

Auf unseren jährlichen Vernetzungstreffen diskutieren wir aktuelle Entwicklungen, Probleme in den einzelnen Regionen Sachsens und Eure Bedarfe. Ihr könnt Euch weiterbilden und andere Engagierte kennenlernen. Ihr möchtet Euch für eine TolSax Konkret anmelden? Schreibt uns!

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