Beim Kulturkreis Stollberg und Umgebung e.V.

Der Kulturkreis Stollberg und Umgebung e.V. hat es sich zum Ziel gesetzt, Kultur zu erhalten, zu pflegen und weiter zu entwickeln, die kulturell-künstlerische Selbstbetätigung zu fördern und zu koordinieren sowie die Integration und Fürsorge für sozial Schwache, Flüchtlinge, Vertriebene oder sonst wie politisch, rassistisch oder religiös Verfolgte zu fördern.

Seit seiner Gründung ist der Kulturkreis nicht mehr aus dem kulturellen Alltag der Region wegzudenken. In einer Vielzahl soziokultureller und massenwirksamer Aktionen verbindet er ein breites Spektrum künstlerisch begabter und interessierter Bürger_innen – vom Kleinkind bis zu Senioren.

Für das aktive Mitgestalten stehen den Verein die Keramikwerkstatt im Kulturbahnhof Stollberg und eine weitere Betriebsstätte mit Kreativkabinetten und Veranstaltungssaal zur Verfügung.

2016 möchte der Verein die Demokratiebildung in Stollberg und Umgebung voranbringen.

Im Erzgebirge spielen rechte Einstellungsmuster eine große Rolle. In manchen Gemeinden erreichen NPD und AfD zweistellige Wahlergebnisse. Dazu gründeten sich als Reaktion auf die Unterbringung von Asylsuchenden Gruppierungen, die die Ängste und Vorurteile der Bevölkerung aufgreifen und für sich nutzen.

Das Projekt zur Demokratiebildung „Bürgermut – Mutbürger – mit Zivilcourage gegen Alltagsdiskriminierung“ möchte zur Reflektion über Alltagsdiskriminierung anregen – und zur Zivilcourage inspirieren.

Das Projekt „VorFühlen-RanTasten“ hat es sich zum Ziel gesetzt, eine Willkommenskultur für Geflüchtete durch gesellschaftliche Teilhabe zu schaffen.

Mit vielfältigen Veranstaltungen bringt der Verein die neu angekommenen und alteingesessene Bürger_innen in Stollberg zusammen: durch gemeinsame Spiele-, Tanz und Filmabende. Beim interkulturellen Weihnachtsfest wurde gemeinsam gewichtelt, zum Fasching mit den Kindern Masken gebastelt, „und Frauen tanzten in Verkleidung und ganz unverschleiert mit anderen Männern – soviel zu den Vorurteilen“, fasst die Geschäftsführerin des Vereins, Susanne Ebert, lachend zusammen.

Mit ihr unterhielten wir uns über die alten Probleme im Erzgebirge – und die Notwendigkeit, rechten Einstellungen couragiert entgegenzutreten.

Im Gespräch mit … Susanne Ebert vom Kulturkreis Stollberg und Umgebung e.V.

Die jüngsten Entwicklungen?

Als eine der ersten sächsischen Kommunen entschied sich die Stadt Stollberg, Asylsuchende aufzunehmen. Zügig wurden geflüchtete Familien in der Stadt dezentral unterbracht. Im benachbarten Niederdorf hingegen richtete das Landratsamt eine zentrale Unterkunft ein – und wurde dafür von „besorgten Bürgervereinen“ scharf kritisiert. Dies blieb nicht ohne Wirkung auf die Kommunalpolitik.

Es bilden sich allerdings auch überall im Altkreis Helfer_innenkreise heraus, die Asylsuchende ganz praktisch unterstützen – bei Ämtergängen, Spendenorganisation oder Hilfe beim Umzug. Diese Willkommensinitiativen zu vernetzen – dabei helfen auch die gemeinsamen Veranstaltungen des Vereins mit der Akademie für lokale Demokratie e.V.

Probleme?

Nach dem Sommer 2015 bekamen rechte Bewegungen zunächst Aufwind im Altkreis Stollberg. Auf Veranstaltungen schürt der Verein „Heimattreuen Niederdorf“ Ängste der Bevölkerung zur Stimmungmache gegen den Islam und Asylsuchende – und verweist auch schonmal kritische Journalisten des Platzes (Tagesspiegel 17.03.2016). In Stollberg selbst veranstalten die „Stollberger Patrioten“ Kundgebungen – bis vor kurzem noch mit Open Mics. Kritische Wortbeiträgen von couragierten Bürger_innen sind jedoch nicht erwünscht. Die Versammlungen finden nun nicht mehr öffentlich statt. Die Beteiligung sinkt.

So leicht die Veranstaltungen als Populismus zu entlarven wären – die Gruppen finden dennoch Zustimmung in der Bevölkerung. Sie bieten vereinfachte Lösungen für die komplexen gesellschaftlichen Entwicklungen unserer Zeit. Ängste schüren, statt mit Fakten zu argumentieren. Wie gefährlich das für die demokratische Gesellschaft ist – dafür möchte Susanne Ebert die vielfältigen Akteur_innen, auch auf kommunalpolitischer Ebene, im Altkreis aufmerksam machen:

„Wir brauchen Zivilcourage. Das braucht dieses Land – und wir in der Region brauchen es noch mehr. Wir müssen doch Gesicht zeigen.“

Wünsche an das Netzwerk Tolerantes Sachsen?

Anregungen für die Demokratiebildung

Wie können Bürger_innen in Stollberg und Umgebung für demokratische Prozesse begeistert werden? Wie können die Argumentationsmuster und populistischen Ansprachen rechter Rattenfänger als solche entlarvt werden?

Susanne Ebert wünscht sich Ideen, wie mit niedrigschwelligen Broschüren und Veranstaltungen die Bürger_innen erreicht und zum zivilgesellschaftlichen Engagement für eine weltoffene und demokratische Gemeinschaft inspiriert werden können.

Ihre Themenideen für – Regionaltreffen TolSax Konkret

Austausch zum kreativen Umgang mit rechten Bewegungen

Die rechten Strukturen sind weit über den Altkreis vernetzt. Information aus anderen Regionen austauschen und gemeinsam kreative Gegenstrategien entwickeln – das wünscht sich Susanne Ebert vom Regionaltreffen.

Kontakt


Kulturkreis Stollberg und Umgebung e.V.
Ansprechperson: Susanne Ebert

Bahnhofstrasse 2
09366 Stollberg

Telefon: 037296 92 30 55
E-mail: info@kulturkreis-stollberg.de
Web: http://www.kulturkreis-stollberg.de
facebook

(28.06.2016)


Das Interview wurde im Rahmen unserer TolSaxOnTour (2016 und 2017) geführt. Zur Übersicht der Stationen

Tolerantes Sachsen | Mitglieder und Analyse

In Eurer Region gibt es ein Problem, für dessen Lösung Ihr Unterstützung aus dem Netzwerk benötigt? Ihr möchtet Missstände bei Euch vor Ort publik machen? Ihr sucht Verbündete, um Euren Forderungen mehr Gewicht zu verleihen? Sprecht uns an!

Mastodon