Beim Forum B :: Prozesse in Begleitung e.V.

Grafik: Forum B :: Prozesse in Begleitung e.V.

„Man kann Demokratie in unterschiedlichen Dimensionen verstehen: Als Herrschaftsform, als Gesellschaftsform und als Lebensform. Uns geht es nicht darum, nochmal das Wahlsystem zu erklären. Wir wollen eine demokratische Haltung bei den Menschen fördern. Dabei verstehen wir demokratisches Handeln als Erfahrungs- und Lernprozess und setzen daher beim einzelnen Menschen an – mit seinen speziellen Bedürfnissen und Fähigkeiten.“

So macht Sandra Dietzel den Ansatz des Vereins Forum B :: Prozesse in Begleitung e.V. deutlich.

Forum B – das meint: Demokratische Bildung, Beteiligung, Betzavta und Begleitung. 2012 mit dem Ziel gegründet, diese Ansätze an den Schulen voranzubringen, hat sich das Wirkungsfeld des Vereins seither erweitert.

Ob Einzelpersonen, Bildungseinrichtungen, Vereine, Verbände, Kommunen, Unternehmen oder Netzwerke – die Angebote des Forum B sind für alle Akteure und Institutionen interessant, die demokratische Werte und Kompetenzen in sich selbst und ihren Strukturen stärken wollen.

So bietet das Team Unterstützung in den Themenbereichen Demokratiepädagogik, Diversität, Interkulturelle Öffnung, Organisationsentwicklung, Partizipation sowie Kommunikation in Teams an.

Auch methodisch ist Forum B breit aufgestellt: Ihr umfassendes Fachwissen geben die Engagierten in Seminaren und Fortbildungen weiter, u.a. mit der demokratiepädagogischen Methode Betzavta.

Das Team berät bedarfs- und prozessorientiert Organisationen, die sich verändern müssen oder wollen. Durch Analysen und Evaluationen hilft das Team Vereinen dabei, Arbeitsweisen zu reflektieren und besser zu machen. In Konfliktfällen unterstützt Forum B Gruppen durch externe Mediation.

Mit einer sensiblen, aktivierenden Moderation führt das Team darüber hinaus durch Veranstaltungen aller Art, wie z.B. open spaces oder Zukunftswerkstätten.

Diese Methoden sind für Kommunen ebenso hilfreich wie für kleine zivilgesellschaftliche Initiativen.

„Als ehrenamtlich getragener Verein wissen wir aus eigener Erfahrung, dass meist zwei Dinge knapp sind – Zeit und Geld. Damit man effektiv zusammenarbeiten kann, ist eine klare, gleichberechtigte und wertschätzende Kommunikation im Team ganz wichtig. Alle müssen mitgenommen werden, sodass die Prozesse aus der Gruppe heraus entstehen. Das ist manchmal anstrengend, aber man kommt dann zu Ergebnissen, die von allen getragen werden.“, skizziert Sandra Dietzel einige Grundsätze ihrer Arbeit.

Das Team von Forum B unterstützt Netzwerkmitglieder gern bei der Moderation von Prozessen, bei der demokratieorientierten Entwicklung der eigenen Strukturen oder mit Tipps und Tricks zur Beantragung von Fördermitteln.

Mit Sandra Dietzel unterhielten wir uns über wichtige Grundlagen demokratischer Bildungsarbeit – und was sie sich vom TolSax erwartet.

Im Gespräch mit …Sandra Dietzel von Forum B :: Prozesse in Begleitung e.V.

Die jüngsten Entwicklungen?

Nach der Bundestagswahl 2017 fragte sich Forum B, ebenso wie so viele andere Vereine der Demokratiearbeit, was man in Sachsen noch tun kann. „Die Frage ist dabei nicht, ob wir weitermachen – sondern wie!“, stellt Dietzel klar.

Zunächst müssen die bisherigen Ansätze und die sich verändernden Rahmenbedingungen reflektiert werden, um dann gute Konzepte für das zukünftige Engagement zu schmieden:

Brauchen wir neue Formate? Welche Zielgruppen wollen wir erreichen? Welche Wirkung möchten wir mit welchen Methoden erzielen? Können wir die kurzfristige Fördermittelpraxis beeinflussen, damit langfristige Demokratie- und politische Bildungsarbeit ermöglicht wird und somit die angestoßenen Prozesse sich nachhaltiger verstetigen?

Über diese Fragen macht sich Sandra Dietzel Gedanken und würde sie gerne mit den anderen Netzwerkmitgliedern auf einem der Regionaltreffen diskutieren.

Herausforderungen

Um die demokratische Bildung in Sachsen zu stärken, braucht es mehr als Handlungskonzepte. „Sicher, die geben wertvolle Impulse. Aber man kann Demokratie nicht von oben vorschreiben“, stellt Dietzel fest. „Die Erkenntnis der Notwendigkeit zum demokratischen Handeln im Miteinander muss aus den Menschen selbst kommen.“

Was man tun kann: Akteure für Beteiligungsprozesse sensibilisieren und die dafür nötigen kommunikativen Kompetenzen vermitteln. „Es nützt aber nichts, die Einzelnen zu befähigen, wenn sie dann in den Institutionen immer wieder an dieselben Grenzen stoßen. Dort müssen sich Strukturen so verändern, dass Mitgestaltung erwünscht ist und ermöglicht wird.“ Gelebte Demokratie in allen gesellschaftlichen Bereichen – das ist Sandra Dietzels Ziel.

„Und das geht bereits in der Kita los. Mit Freuden beobachte ich, dass in der frühkindlichen Pädagogik in den letzten Jahren verstärkt partizipative, demokratiepädagogische Methoden eingesetzt werden und Personal dahingehend fortgebildet wird. Das muss weiter ausgebaut und auch in den Leitzielen und Strukturen der einzelnen Einrichtungen verankert werden“, so Dietzel.

Und auch die Schulen könnten sich zu demokratischen Orten entwickeln, in denen Lehrer_innen und Schüler_innen auf Augenhöhe miteinander kommunizieren und Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. „Demokratie ist mehr als die Wahl einer Schüler- oder Klassensprecher_in.“

Für diesen Kulturwandel braucht es weitaus mehr geschultes Personal. Demokratische Bildung sollte daher fester Bestandteil jeder pädagogischen Aus- und Weiterbildung werden. Und die Entwicklungsprozesse in den Schulen müssten durch externe Fachkräfte langfristig begleitet werden.

Probleme

Unsichere Rahmenbedingungen für Demokratieprojekte

Gerade für ehrenamtlich getragene, kleine Vereine wie Forum B bedeutet die Abhängigkeit von Projektfördermitteln vor allem: Ein hohes Risiko für die Vereinsvorstände, Planungsunsicherheit und prekäre Arbeitsbedingungen für hochqualifiziertes Personal.

„Demokratiearbeit braucht Zeit. Die Entwicklung von demokratischen Kompetenzen, die Veränderung von Strukturen und Prozessen – das geht nicht von heute auf morgen“, so Dietzel.

Daher benötigen Projekte auch eine nachhaltige Förderperspektive. So begrüßt sie die Möglichkeit der mehrjährigen Förderung in den novellierten Landesprogrammen – nur muss sie auch bewilligt werden.

Wünsche an das Netzwerk Tolerantes Sachsen?

Gemeinsam mehr erreichen

Gerade ehrenamtlich getragene Vereine haben oft nicht die Ressourcen, ihre Bedarfe gegenüber Politik und Verwaltung darzustellen.

„Ich habe schlicht nicht die Zeit, mich neben meinem Hauptamt und der Vereinsarbeit mit den Verantwortlichen im Ministerium zu treffen, um unsere Anliegen zu besprechen“, so Sandra Dietzel.

Daher begrüßt sie, dass das TolSax die Belange seiner Mitglieder gegenüber staatlichen Stellen vertritt – und die Ergebnisse wieder an die Mitglieder zurück spiegelt. „Ich habe auch das Gefühl, dass das Forderungspapier eines sachsenweiten Netzwerks mehr bewirkt, als wenn wir als Forum B einen Brief schreiben würden.“

TolSax als starke Stimme

Daher wünscht sie sich das TolSax als starke Stimme der Zivilgesellschaft in Sachsen. Die Öffentlichkeit für Probleme sensibilisieren, Lösungsansätze mit allen Beteiligten diskutieren und dann die praktische Umsetzung einfordern – darin sieht Dietzel die Aufgabe des Netzwerks.

Themenideen für Regionaltreffen TolSax Konkret

Offene Zukunftswerkstatt zur außerschulischen politischen Bildung

„Vernetzungstreffen und immer wieder Vernetzungstreffen. Es ist so wichtig, Kooperationen zu schmieden, gemeinsam Projekte umzusetzen, sich mit den jeweiligen Expertisen der einzelnen Vereine gegenseitig zu stärken“, regt Dietzel an.

Dabei sollten die Vernetzungstreffen offen und durchlässig sein und sich nicht nur an die Netzwerkmitglieder richten. „Wir müssen auch unterschiedliche Positionen aushalten können und dann darüber ins Gespräch kommen.“

Wenn Vertreter_innen aus Politik, Verwaltung, Polizei und Zivilgesellschaft an einem Tisch miteinander diskutieren, könne die inhaltliche Auseinandersetzung vorangebracht werden. Der TolSax-Fachtag zum Umgang mit demokratiefeindlichen Strukturen am 27. Oktober 2017 in Wurzen war dafür schon ein gutes Beispiel.

Auch der dezentrale Ansatz der Veranstaltungsreihe im ländlichen Raum ist ihr wichtig. Die nächsten Regionaltreffen würde sie gerne nutzen, um mit den anderen Vereinen und Initiativen über die Zukunft der außerschulischen politischen Bildung ins Gespräch zu kommen.

Kontakt

Forum B :: Prozesse in Begleitung e.V.

Ansprechperson: Sandra Dietzel
Brandvorwerkstraße 52-54
04275 Leipzig


Tel: 0341 879 2971
E-mail: sandra.dietzel@forum-b.eu
Web: http://www.forum-b.eu/
Facebook: https://www.facebook.com/forumb/
(24.11.2017)


Das Interview wurde im Rahmen unserer TolSaxOnTour (2016 und 2017) geführt. Zur Übersicht der Stationen

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